Zur Geschichte Tautenburgs

Der Name des Ortes und der Burg geht auf die Edlen von Tutinberc zurück, die in einer Schenkungsurkunde 1223 erwähnt werden. Als in dieser Zeit die Schenken von Vargula, Dienstmannen der thüringischen Landgrafen, hier ansässig werden, wandeln sie ihren Namen  in Schenken von Tautenburg um. Kaiser Friedrich II. belehnt sie mit einem Gebiet zwischen Saale und Wethau, das als Herrschaft Tautenburg  zum späteren Kurfürstentum Sachsen der Albertiner gehört. Nach dem Tod des letzten Tautenburger Schenken, Christian (1640), fällt es an das Haus Sachsen-Zeitz (bis 1718) und war dann Amt Tautenburg des Kurfürstentums.

Nach dem Wiener Kongress 1815 wird es dem Großherzogtum Sachsen-Weimar zugeschlagen

Das Dorf mit seinem Bergfried, der nach dem Abriss der Burg an die mittelalterliche Vergangenheit Tautenburgs erinnert, wird häufiges Ziel romantischer Wanderungen und Turnfahrten der Jenaer Studenten. Ernst Haeckel entdeckt 1861 die Reize des Tautenburger Waldes, 1866 feiert Carl Zeiss mit den Mitarbeitern  seiner damals noch kleinen Werkstatt hier das 1000. Mikroskop. Der Pfarrer Hermann Otto Stölten hat den Plan, Tautenburg zu einer Sommerfrische zu entwickeln. Er gründet 1880 den Verschönerungsverein, lässt 1883 eine neue Kirche und 1884 eine Schule bauen. Bald kommen jährlich viele Urlauber aus ganz Deutschland nach Tautenburg, um sich hier mit ihren Familien zu erholen.

Der Philosoph Friedrich Nietzsche lud die junge, später berühmt gewordene Russin Lou von Salome im Sommer 1882 nach Tautenburg ein. Der Expressionist Reinhard Johannes Sorge, der sich vom Nietzscheverehrer zum Nietzschekritiker wandelte, lebte 1912/13 in Tautenburg. Joachim Ringelnatz  verbrachte mit seiner Familie als Kind Ferientage in Tautenburg und im nahen Frauenprießnitz. !909 findet sich der Name Conrad Veidt, in den 20er Jahren populärer Filmschauspieler, in den Fremdenlisten Tautenburgs. Bei Pfarrer Stölten waren Nietzsches Mutter und seine Schwester Elisabeth zu Gast, ebenso die Schriftstellerin Helene Böhlau und der Hallenser Liederkomponist  Robert  Franz. Der Architekt Henry van de Velde suchte Tautenburg auf, und der Komponist Max Reger soll im Dorfgasthaus gerne sein Bier getrunken haben.
Ricarda Huch zog sich in den letzten Monaten des 2.Weltkriegs aus Jena hierher zurück. James Krüss, der erfolgreiche Kinderbuchautor, verweilte hier auf dem Weg aus dem Krieg nach Hause. Beide erinnern sich liebevoll an ihre Tage in Tautenburg.

Seit dem Ende des 19.Jahrhunderts leben im Dorf ständig um 300 Einwohner. Landwirtschaft und Forst waren wesentlich Grundlage ihrer Existenz. Die Bauern verdienten sich im Winter zusätzlich mit Holzfällen und Holzabfuhr etwas hinzu,  Sägewerke und Holzbearbeitung verschafften Arbeit. In einem gewissen Maß blieb Tautenburg auch ein Erholungsort. Ein VEB Braunkohlebetrieb richtete Ferienplätze ein. In der DDR fanden viele Tautenburger ihren Arbeitsplatz in der Industrie und in der LPG Frauenprießnitz. v

Von großer Bedeutung für Tautenburg war 1960 die Gründung des Observatoriums, der heutigen Thüringer Landessternwarte. Mit seinem 2m-Spiegelteleskop des VEB Carl Zeiss zählte es damals zu den fünf größten Teleskopen der Welt. Nach 1990 wurde es mit einem  Forschungsgebäude in seinen Möglichkeiten erweitert und seine Einbeziehung in die internationale Forschung vertieft. Für interessierte Laien öffnet sich das Observatorium auf Anfrage auch an bestimmten Besuchstagen.

Die neuen politischen und wirtschaftlichen Strukturen warfen neben den positiven Veränderungen auch Fragen auf. Arbeitsplätze im Forstbetrieb und in der Landwirtschaft gingen verloren, neue standen nicht in gleichem Maße zur Verfügung. Das Dorf  stellte sich durch Neubauten, Modernisierung alter Häuser und Straßenerneuerung einladender dar. Der Feuerwehrverein, der Kindergartenverein „Sterntaler“, die Jagdgenossenschaft und der 1990 wieder gegründete Tautenburger Verschönerungsverein sehen ihre gemeinsame Aufgabe darin,  Tautenburg als anziehenden, schönen und kulturvollen Ort zu erhalten und weiter zu entwickeln.